Auszug aus der Geschichte
der Veterinärakupunktur in China

Die Akupunktur nahm ihren Ausgang von China, wo diese Methode auch bei Tieren schon lange Zeit praktiziert wird. Einer der ersten historischen Berichte über die chinesische Veterinärmedizin stammt aus der Yin- und Shang Periode (1300-1027 v. Chr.). Konkrete Angaben zur Akupunktur-
anwendung bei Tieren existieren aus der Zeit um 900 v. Chr.

Zu dieser Zeit lebte im Königreich Qin der Reitergeneral Sunyang, welcher besonders die Akupunktur und Moxibustion erfolgreich bei Pferden anwendete.

Ein Hauptwerk über die Akupunktur wurde in der Periode der Ming Dynastie (1368-1644 n. Chr.) geschaffen, geschrieben von den Brüdern Yu Ben-Yuan und Yu Ben-Heng über einen Zeitraum von 60 Jahren.

Sie beschrieben in diesem hervorragenden Lebenswerk schon die Pulsdiagnose, die Diagnose schmerzhafter Punkte an den Extremitäten sowie die ersten Akupunktur-
meridiane beim Pferd. Eine einschneidende Unterbrechung stellte der Opiumkrieg 1840 dar, welcher die politische und wirtschaftliche Struktur Chinas erheblich veränderte und die Veterinärakupunktur stark unterdrückte. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges wird die Veterinärakupunktur wieder sehr stark gefördert und betrieben.

Historische Quellen über Tierakupunktur außerhalb von China:

Neben den Verbindungen über die Landwege und die alten Seidenstraßen waren es auch die Schiffsrouten zwischen China und Indien um 130 v.Chr.) und noch früher zwischen Indien und Griechenland (400 bis 300 v. Chr.) über die Informationen und Güter nach dem Mittelmeerraum gelangen konnten.

Sicher war es dadurch auch möglich, daß Kenntnisse über Akupunktur nach Europa verbreitet werden konnten. Etwa vom 3. Jh. n. Chr. An haben chinesische Hochseeschiffe Ceylon erreicht und gewiß auch einiges Wissen über die Heilkunst der Akupunktur überbracht. So war die Veterinär-
akupunktur zu dieser Zeit bereits in Ceylon (dem heutigen
Sri Lanka) bekannt.

Das geht aus einem höchst interessanten, etwa 1500 Jahre alten ceylonesische Palmblatt-Akupunkturbuch hervor, aus dem, durch die Freundlichkeit von Dr. Jayasuriya, Colombo, Kopien einiger Bilder für dieses Buch zur Verfügung gestellt wurden. Die Bilder zeigen Menschen und auch Tiere mit dargestellten Akupunkturpunkten. Der Text konnte bis jetzt noch nicht übersetzt werden.

Wie bereits erwähnt, kamen wahrscheinlich erste Informationen über Akupunktur via Mittelmeerraum nach Europa, und es verwundert daher nicht wenn bereits zur Zeit der Römerherrschaft schriftliche Aufzeichnungen existieren, die mit Akupunktur etwas zu tun gehabt haben könnten. Eine der ältesten erhaltenen römischen Veterinärschriften ist das 400 n. Chr. verfaßte X. Buch der »Mulomedicina Chironis«. Es liegt eine Übersetzung mit Kommentaren vor, unter Angabe von Aderlaßstellen an der Nase, Zunge, Unterlippe und zwischen den Ohren von Pferd und Rind, die uns bekannten Akupunkturpunkten entsprechen.

Bestimmte Lokalisationen für den Aderlaß (Mikroaderlaß) an Ohren, Zunge, Schweif, Huf, Brust usw. sind häufig mit Akupunkturpunkten identisch Auch die Chinesen geben viele Punkte an, die man bluten läßt. In bäuerlichen Kreisen hierzulande ist es uralte Gepflogenheit, die Ohrspitzen der Schweine zu durchstechen, wenn diese an Rotlauf oder anderen fieberhaften Krankheiten gelitten haben. Zur Reizverstärkung wurden noch kleine Stücke von Radix veratrum durch den Stichkanal gezogen. Dieselben Punkte scheinen auch in den chinesischen Tierakupunkturtafeln mit derselben Indikation auf.

Die Traditionelle Chinesische Medizin kurz TCM besteht nicht nur aus der Akupunktur sondern beinhaltet zumindest beim Mensche auch noch die Kräuterbehandlung und spezielles gymnastisches Bewegungstraining, das bei uns unter den Namen QI GONG oder TAI CHI gekannt ist. Erst die Summe aller Komponenten kann nach chinesischer Auffassung zu einem langen und gesunden Leben führen.
 

  Eine Abbildung
aus einem chinesischen Lehrbuch ("dem Pferdeklassiker") der in dieser Form im Jahre 1635 niedergeschrieben wurde.